Das Radioglossar: Kollegengespräche im Radio

Im Radio unterhalten wir uns immer. Das kommt im Optimalfall sehr locker daher und wirkt wie ein Gespräch unter Freunden, beziehungsweise unter Kollegen. Somit wäre das Wort „Kollegengespräch“ zumindest von der Bedeutung erklärt. Aber wie entsteht es, wie hört es sich an und wie wird ein Kollegengespräch im Optimalfall im Programm eingesetzt? Das erklären wir euch in der neuen Ausgabe des Radioglossars.

Wie entsteht ein Kollegengespräch?

Ein Kollegengespräch beginnt wie jedes andere Radioformat auch: Mit der Recherche. Die kann natürlich ganz unterschiedlich ausfallen. Ein Reporter liest sich zu einem bestimmten Thema ein, telefoniert mit Experten, Betroffenen, Pressesprechern oder besucht zum Beispiel Pressekonferenzen. Nach der Recherche stellt sich der Reporter die Frage, wie er das Thema, das er nun recherchiert hat und zudem er alle wichtigen Informationen und O-Töne gesammelt hat, am besten präsentieren kann. Entscheidet er sich dann für eine gesprächige Atmosphäre seines Beitrages, erarbeitet er das Kollegengespräch. Die Ausarbeitung kann dabei ziemlich unterschiedlich ausfallen.

Eines ist aber immer sicher: Der Reporter bietet dem Moderator im Studio einen Anmoderationsvorschlag an und verleiht seinem Gespräch mit vorgegebenen Fragen eine gewisse Struktur. Dabei ist es für den Reporter wichtig zu wissen, welche Fragen für den Hörer am relevantesten sind. Der Moderator stellt diese in Vertretung für den Hörer und so entwickelt sich eine Beitragsform, die im Optimalfall alle Fragen des Rezipienten beantwortet und somit sehr hörernah ist.

Ist diese Struktur gegeben, muss der Reporter natürlich noch die richtigen Antworten auf die Fragen des Hörers, beziehungsweise des Moderators, geben. Wie er diese formuliert, ist von Reporter zu Reporter unterschiedlich. Entweder wird jeder Satz komplett ausformuliert und locker vorgetragen. Es gibt aber auch Kollegen, die sich nur einzelne Stichpunkte aufschreiben. Dadurch wird es meistens einfacher, im Radio eine Gesprächsatmosphäre aufzubauen.

Wie hört sich ein Kollegengespräch an?

Das Kollegengespräch hört sich im besten Fall an, wie eine Unterhaltung, die auch ihr tagtäglich mit euren Freunden, eurer Familie oder eueren Arbeitskollegen führt. Dabei hat einer keine oder wenig Ahnung von einem Thema und der andere erklärt es dann. So kennt ihr es aus dem Alltag und nicht anders ist es im Radio. Nur sind die Rollen nicht so natürlich wie im echten Leben. Manchmal hat der Moderator schon etwas Vorwissen, weil der Reporter zum Beispiel erste Infos über den Flur des Senders gerufen hat oder weil sich der Moderator schon vorher das Skript des Kollegengesprächs durchgelesen hat.

Allerdings ist der Moderator natürlich dafür da, um die Fragen des Hörers zu beantworten, der vielleicht gerade im Feierabendverkehr steckt und nicht das Kollegengespräch-Skript vorher lesen konnte. Deshalb ist der Moderator meistens der Unwissende oder weiß nur das, was die Hörer auch schon kennen.

Die Gesprächsatmosphäre ist das wichtigste bei einem Kollegengespräch. Und die möglichst natürlich zu halten, ist das schwierigste. Denn die Gesprächssituation zwischen Moderator und Reporter ist eine ganz andere, als wenn ihr euch beim Abendessen mit eurer Familie unterhaltet. Reporter und Moderator stehen einige Meter auseinander und haben Papiere mit den Fakten und Moderationstexten in der Hand. Die dürfen aber nicht abgelesen klingen. Deshalb muss möglichst frei gesprochen werden. Das braucht Übung. Am einfachsten ist es, wenn die Kollegengespräche live im Radio gehalten werden. Manchmal ist das aber nicht möglich. Hat ein Reporter zum Beispiel eine Schicht, die von zehn bis 18 Uhr geht, das Kollegengespräch soll aber bereits um sechs Uhr morgens laufen, muss der Reporter es vorher aufzeichnen. Hier ist es noch schwieriger, natürlich zu klingen, weil man nur mit dem Mikrofon redet und sich die Gesprächssituation vorstellen muss. Geübte Reporter können aber auch das!

Wann wird ein Kollegengespräch im Radio eingesetzt?

Simple Antwort: Immer. Kollegengespräche haben sich im Radio zu einer der beliebtesten Darstellungsformen entwickelt. Das liegt an den flexiblen Einsatzmöglichkeiten des Kollegengesprächs. Es kann bei jedem Thema eingesetzt werden. Wir unterhalten uns schließlich im Alltag auch über alle möglichen Themen. Dazu ist es sehr nah an der Lebensrealität der Hörer. Und in Zeiten, in denen Hörer schneller die Aufmerksamkeit verlieren und sich schneller Musik von ihrem Sender wünschen, bietet das Kollegengespräch die einzigartige Möglichkeit, die wichtigsten Fragen zu einem Thema schnell und kompakt zu erklären!

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